Mark Lammert

© Foto: Joachim Richau

In seiner Malerei und Zeichnung bearbeitet Mark Lammert die menschliche Figur als eine ins Malerische übertragene Form des bildhauerischen Non-finito. Aus monochromen Bildgründen erscheinen in gleichzeitiger Auflösung wie im Entstehen befindliche Figuren, die den Menschen beweglich, provisorisch und skizzenhaft zeigen. Ausgangspunkte seiner Bilder sind fragmentarische Zeichnungen, mit denen Lammert eng gewählte Details wie den Schwung eines Rückens, die Biegung eines Ellenbogens oder auch Dimiter Gotscheffs charakteristischen Haarwirbel und Heiner Müllers Kinn ergründet. Seine Malerei entwickelt der Künstler aus einer intensiven, vielschichtigen und während vieler Arbeitsmonate betriebenen Pinsel-, Finger- und Malspachtelarbeit. Die flächigen Farbbereiche bearbeitet Lammert als eine plastische Masse, die er auf der Leinwand modelliert, durchfurcht, bekratzt, in Aktion versetzt und mit den zeichnerisch erforschten und in Malerei übertragenen Körperdetails korrespondieren lässt. Bei den zwei Ölgemälden Ohne Titel scheinen durch einen opaken, fast weißen, malerisch vibrierenden Quellgrund Figuren zu diffundieren, die in hellen Blau- und Ockermodulationen aufgebaut sind. Es entstehen Formzustände, die eher Zweifel als Gewissheit über das erkennbar Figürliche auslösen und zur nachdenkenden Betrachtung auffordern. Lammerts Malerei zelebriert den Prozess der Formfindung durch Sichtbarmachung ihres Ursprungs in den ruckartigen Sakkaden der Augenwahrnehmung. Sie verlangen eine Erkundung des Undefinierten, aus dem heraus die Figurationen sich schemenhaft als Formen zu artikulieren beginnen.

Ulrike Pennewitz

 

In der Ausstellung:

Mark Lammert
Ohne Titel, 2017–2021
Öl auf Leinwand
Je 150 × 120 cm
Courtesy of the artist

 

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