Rosa Barba

Rosa Barba geht bei ihren prozesshaft angelegten Recherchen meist von historischen, sozio-politischen oder auch geologischen Phänomenen aus, die Einzug halten in ihre Installationen, Texte, Filme und Projektionen. Aktuell zeigt die Künstlerin mit In a Perpetual Now eine raumgreifende Stahlinstallation mit 15 filmischen und skulpturalen Werken, die auf Mies van der Rohes frühes Landhaus in Backstein Bezug nehmen.1

Während das Prinzip der filmischen Montage in vielen ihrer Werke im Mittelpunkt steht, zeigt sie in der Akademie der Künste zwei Installationen, die einen offensichtlichen Bezug zu Nam June Paiks Leerfilm-Projektion Zen for Film (1964) haben. Stating the Real Sublime stellt den 16-mm-Filmprojektor mit seinem Eigenleben in den Mittelpunkt: Mit dem Anspruch vollständiger Funktionalität hängt er von der Decke herab. Er transportiert einen Leerfilm, der ein helles (wackelndes) Lichtrechteck auf die Wand wirft und natürliches Streiflicht aus dem Gräsergarten erhält. Der Projektor ist mit Rollen ausgestattet, durch die sich der Film mehrfach fädelt und zum Gerät zurückgeführt wird. Das entstehende Filmbild unterliegt jedoch zu einem großen Teil dem Zufall, denn Idee und Funktionalität sind bei Maschinen nie vollständig zu synchronisieren. Im Gegensatz zu Paiks Idee, die auf dem Filmstreifen vorhandenen Spuren der Zeit und Nutzung sichtbar zu machen, wechselt Rosa Barba regelmäßig in der Ausstellung das Filmmaterial.

White Museum macht den Buchengarten des Akademiegebäudes zur Projektionskabine und somit die Landschaft zum Teil des Werkes. Der 70-mm-Projektor wirft vom 3. Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes ein weißes Lichtfeld in den Garten, das nach Sonnenuntergang auch von der Ferne zu sehen ist. Die Landschaft wird hier zu einem dreidimensionalen filmischen Bild, das aus verschiedenen Ebenen im Inneren des Gebäudes betrachtet werden kann. White Museum wurde bereits in verschiedenen ortsspezifischen Versionen gezeigt, unter anderem im Centre international d’art et du paysage de l’île de Vassivière, wo der umliegende Park Teil der Installation wurde. „Die Orte markieren Ränder: zwischen Land und Meer, privatem und öffentlichem Land, Boden und Luft. Barbas Projektionen machen die kontinuierliche Aktivität sichtbar, die diese Ränder durchströmt, verweisen darauf, was von der Gesellschaft definiert ist, werfen ein Licht auf die menschengemachten Prozesse, die bei der Produktion von Raum vonstatten gehen. Im Kino können wir nur erahnen, was sich jenseits der Leinwand oder außerhalb der Einstellung befindet. Die Geometrie des Bildes in White Museum kreiert dagegen einen gerade noch erkennbaren negativen Raum im Grenzbereich des Lichts; in dieser erweiterten Dunkelheit spüren wir die Spannung des Films.“2

 Anke Hervol

 

1 „Rosa Barba. In a Perpetual Now“, Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/rosa-barba-in-a-perpetual-now/ (zuletzt am 8.9.2021).
2 Victoria Brooks, In the Imaginary Spaces, in: Henriette Huldisch, Karen Kelly, Barbara Schroeder (Hg.), Rosa Barba: The Color Out of Space, New York 2016.

 

In der Ausstellung:

Rosa Barba
Stating the Real Sublime, 2009
16-mm-Film, veränderter Projektor
2:30 min
Courtesy the artist + Esther Schipper, Berlin

Rosa Barba
White Museum
, 2010 – fortlaufend
70-mm-Leerfilm, Projektor
Courtesy of the artist + Esther Schipper, Berlin

 

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