Marcia Hafif

Marcia Hafif gehört zu einer Gruppe von amerikanischen Künstlerinnen und Künstlern, die in den 1970er-Jahren in den USA und Europa eine neue Form der Malerei verfolgten. Diese neue Richtung erfuhr auch eine kunsttheoretische Unterlegung von Theoretikern und Kunstschaffenden. Fundamental Painting, Analytische Malerei oder die schließlich unbetitelte Malerei verdeutlichen, dass es sich bei dieser Bewegung um selbstreferentielle Kunst handelt, die dem scheinbar ausgeschöpften Medium neues Leben schenkte. Die Ausstellung „Radical Painting“ 1984 im Williams College Museum of Art zeigte zum Beispiel elf Künstlerinnen und Künstler aus Europa und den USA, die sich dieser Richtung widmeten, darunter Raimund Girke, Joseph Marioni, Günter Umberg und Marcia Hafif. Ihnen ging es um die Möglichkeit innerhalb der Monochromie die Grenzen ihrer Haltung auszuloten: ein radikaler Verzicht auf jegliche Botschaft oder Interpretation zugunsten einer Untersuchung der Farbmalerei aus sich selbst heraus. Damit gehen grundlegende Überlegungen zum Sinn der Malerei einher, aber auch allgemeine Fragen zur Kunst und ihrer Position in kunsttheoretischen und philosophischen Kontexten. Nach einem langen Aufenthalt in Europa in den 1950er- und 1960er-Jahren und Experimenten mit Film, Foto, Video und Ton, zog Marcia Hafif nach New York und entwickelte ihren neuen malerischen monochromen Standpunkt in den 1970er-Jahren. Sie begann ihre Studien und die Wiederentdeckung der Malerei ab 1972 mit einem Inventory, in dem die Untersuchungsfelder aufgezeichnet wurden. 1978 veröffentlicht sie ihren programmatischen Essay Beginning Again, indem sie das Medium Malerei dekonstruiert und seziert. Mit dieser Form der Analyse gelangt die Künstlerin an den Punkt, die konkreten Grundbedingungen der Malerei in ihren Einzelkomponenten zu untersuchen: Malprozess, Material/Farbe, Format, Größe, Werkzeug und Struktur. 

Marcia Hafif: „Mit Vernunft und Logik werden Entscheidungen getroffen, um eine Situation herbeizuführen, in die das Nicht-Intentionale eindringen kann. Rational ausgewählte Zeichen aus einem Bedeutungsrahmen, von dem aus der Maler sich zum Unbekannten vorarbeitet. Die festgelegten Faktoren, Daseinsberechtigungen, internen Regeln werden nicht von außen auferlegt, sondern funktionieren innerhalb eines Bedingungsgeflechts, das sich aus der Arbeit ergibt. Regeln entstehen durch den Prozess des Denkens und den Prozess der Arbeit, Regeln, die innerhalb der Bedingungen der Malerei kohärent sind. Gleichzeitig sind alle Entscheidungen bis zu einem gewissen Grade willkürlich; nichts an dem Gemälde muss gerade so sein, wie es ist (es müssen lediglich genug Grundelemente vorhanden sein, damit man überhaupt von einem Gemälde sprechen kann). Wenn eine bestimmte Entscheidung erst einmal getroffen ist, ergeben sich daraus allerdings weitere, bis schließlich jede Entscheidung ein Teil des Ganzen ist.“1 

Anke Hervol

 

1 Marcia Hafif, Getting on with Painting, in: Art in America, April 1981, o. S.

 

In der Ausstellung:

Marcia Hafif
Transparent Painting: Lamp Black, 1984
Öl auf Leinwand
152,4 × 152,4 cm
Courtesy of Galerie Hubert Winter, Wien

 

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