Klaus vom Bruch

© Klaus vom Bruch

Klaus vom Bruchs neue Fotoserie Invisibles spielt mit dem Bezug fotografischer Zeichen zur Wirklichkeit und den Textideen des französischen Schriftstellers und Komikers Alphonse Allais. (Siehe auch Laurence Sternes wuselige Textstrategien.) 

Fotografische Bilder, als indexikalische Zeichen par excellence, rufen im Gegensatz zu ikonischen Zeichen keine visuellen Assoziationen hervor, sondern stimulieren unmittelbare Vorstellungen, in diesem Fall durch einen Satz, der mit einem anderen Zeichen, hier dem fast unsichtbaren Bild, grafisch verknüpft wird, in Analogie zu dem entsprechenden Bedeutungsaspekt dieses Zeichens, gedanklicher bzw. gegenstandsbezogener Aussagen. Der Interpretant, der erst im jeweils aktuellen Zeichenprozess konstituiert wird, entscheidet, welcher Bezug aktualisiert wird. 

Für den an semiotischen Dreiecken weniger Interessierten hängt dagegen nur eine weiße, quadratische Fotografie mit einer separaten Textzeile an der Wand. Das Format erinnert an ein übergroßes Polaroid. Mit dem gelesenen Text im Kopf erkennt der Betrachter durch eigene Bewegung das allein durch den Aufdruck einer Glanzverstärkung erscheinende Bildmotiv. Assoziationen und Erwartungshaltungen konfigurieren das Gesehene und den Bildwitz. (Die Arbeiten sind z. B. nicht reproduzierbar.) 

2015 wurde bei der Untersuchung des Schwarzen Quadrats von Kasimir Malewitsch eine Aufschrift auf der untersten Malschicht entziffert, die sinngemäß bedeutet „Schlacht von Schwarzen in einer dunklen Höhle“. Ein entsprechender Text soll dem Weißen Quadrat zugrunde liegen: „Erstkommunion anämischer junger Mädchen im Schnee.“ 

Klaus vom Bruch, Januar 2016 

 

In der Ausstellung:

Klaus vom Bruch
Secret Document Left on an Invisible Typewriter, 2015
Invisible Young Nymph Picking up a Snowball, 2015
Three Young Polar Bears Riding on an Iceberg, 2015
Text-Bild-Collagen
Je 90 × 75 cm
Courtesy of the artist

Klaus vom Bruch
4’33”, 1986
Video, Farbe, Sound 4:3, 6:12 min
Courtesy of the artist

 

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