Christina Kubisch

Christina Kubisch ist Komponistin, Klang- und Installationskünstlerin. Als eine der frühen Vertreterinnen der Klangkunst hat sie insbesondere die magnetische Induktion künstlerisch weiterentwickelt und in den Zyklus Electrical Walks überführt. Ausgangspunkt war die Zunahme und Verbreitung von „ungewollten“ elektrisch erzeugten, höchst vielfältigen Klängen, die sich unweigerlich im Zuge der Digitalisierung in unseren Alltag eingepflanzt haben und vor Ort zu Ort und Land zu Land variierten.

Bereits 2005 entstehen elektromagnetische Zeichnungen, in denen sie Ausschnitte aus Tonaufnahmen von elektromagnetischen Feldern in visuelle Strukturen übersetzt. Die Umsetzung erfolgt mittels Computerprogramm, das die Soundwaves in grafische Strukturen übersetzt. Die Möglichkeit, elektrische Klänge hörbar und sichtbar zu machen, die eigentlich nicht wahrnehmbar sind, verfolgt sie auch mit der Serie Analysing Silence seit 2011. Sie greift eines ihrer zentralen Themen auf: die Stille – ein Begriff und Zustand, der, analog zur Farbe Weiß, in verschiedenen Kulturkreisen unterschiedliche Bedeutungen innehat. Die Künstlerin stellt auch hier mit ihren Analysen die Auseinandersetzung und die Erfahrung mit Klang in den Mittelpunkt. Sie begann 2011 mit der Aufzeichnung des gesprochenen Wortes „Stille“; die Sprecher und Sprecherinnen stammen aus Ländern weltweit und bilden somit eine heterogene Gruppe, die sich in Sprache, Kultur und Herkunft unterscheidet. Analysing Silence ist mittlerweile eine Sammlung von über 200 Sonagrammen, die eine Visualisierung des Wortklangs „Stille“ mit ihren unterschiedlichen Bedeutungen in grafische Strukturen übersetzen. „Wenn die Menschen das Wort Stille sagen, fangen sie an, selbst sehr ruhig zu werden“, so Christina Kubisch (2018). 

Anke Hervol

 

In der Ausstellung:

Christina Kubisch
Analyzing Silence, seit 2019
Pigmentdruck
Je 24,3 x 59,3 cm
Courtesy of the artist und Galerie Mario Mazzoli, Berlin

 

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