Ceal Floyer

Die in Pakistan geborene Künstlerin Ceal Floyer konzentriert sich auf die wahre und radikale  Umsetzung ihrer Motive in die Form der verwendeten Medien. Sie reduziert den Materialaufwand auf das Notwendigste und widmet sich einfachen Alltagsgegenständen und Situationen. Die Konzeptkünstlerin hinterfragt in ihren Projektionen, objektbasierten und Sound-Installationen sowie Performances stetig die werkimmanente Wirklichkeit durch die Gegenüberstellung von Bezeichnung und Bedeutung, von Leere und Stille, von Sichtbarem und Unsichtbarem. Im Zentrum ihres Œuvres steht die Veranschaulichung einer Idee in ihrer radikalen und rationalen Realisierung, deren Ergebnis mit Doppeldeutigkeiten und Irritationen spielt.

Die Projektion Peel erzeugt den Eindruck, als würde die Rückwand des Projektionsraumes wie ein Papierblatt Schicht für Schicht, Blatt für Blatt abgetragen werden. Diesen Schäl- oder Ablösungsprozess simuliert die Künstlerin mit der Computersoftware Adobe Premiere. Peel bezeichnet in dieser gewöhnlichen Videobearbeitung einen Effekt, mit dem ein projiziertes Bild in ein anderes umgewandelt werden kann. In Ceal Floyers Installation wird ein Raum erzeugt, der mithilfe des Beamers und dessen Projektionsfeld ein Seherlebnis erzeugt. Hier steht nicht der Illusionismus oder die optische Täuschung im Vordergrund. Vielmehr beschreibt Peel einen Prozess, der eher aus dem medizinischen oder kosmetischen Bereich bekannt ist, und eng mit Ablösung und Regenerierung verbunden ist. Der Prozess der Bildbearbeitung wird auf die Architektur des Ausstellungsraums selbst angewendet. Auf Bilder wird verzichtet. Die Möglichkeiten von Ursachenerfahrung und Wirkung, von Repräsentation und Präsentation werden ausgelotet.

Monochrome Till Receipt (Weiß) ist ein Kassenbon mit einer Liste von weißen Waren, die Floyer bei einer Supermarktkette gekauft hat. Die Liste umfasst alltägliche Gegenstände, die weiß sind oder das Wort „weiß“ im Namen tragen, wie Mehl, Handcreme, Mozzarella, Zahnpasta, Taschentücher, weiße Schokolade, Milch, Salz, Zucker und Wattepads u. a. Der Kassenbon wird schlicht an die Ausstellungswand geklebt. Das Konzept der Werkserie mit Kassenbelegen (seit 1999 in verschiedenen Versionen) sieht vor, dass die Künstlerin selbst und/oder die Kuratorinnen oder Kuratoren vor Ort den Einkauf durchführen. Die Arbeit suggeriert ein Stillleben aus weißen Waren, die nur in unserer Vorstellung existiert.

Anke Hervol

 

In der Ausstellung:

Ceal Floyer
Peel, 2003
DVD, DVD-Player, Projektor, 0:50 min, tonlos
Courtesy the artist + Esther Shipper, Berlin

Ceal Floyer
Monochrome Till Receipt (White), German version, 1999–2008, 2021
Druckerschwärze auf Papier, mit Sprühkleber auf der Wand montiert (Kopie)
Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Dauerleihgabe Sammlung KiCo

 

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