Reiner Maria Matysik

Reiner Maria Matysik widmet sein künstlerisches Schaffen dem Dialog zwischen Wissenschaft und bildender Kunst. Er greift auf ein umfangreiches Repertoire an unterschiedlichen Materialien zurück, mit denen er Modelle zukünftiger Organismen entwickelt. Diese sogenannten fiktiven „Bionten“ sind Produkte aus seinem Experimentallabor und suggerieren lebende Organismen. Mit dieser künstlerischen Praxis stellt er Fragen an die Fortentwicklung der Gentechnik und deren Bedeutung für die Evolution und die Zukunft. Der Künstler geht davon aus, dass die Grenzen zwischen Pflanze, Mensch und Tier sukzessive unscharf und verschwimmen werden.

Seine Wolken-Arbeiten sind als Reaktion auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zu verstehen, der Überschwemmungen, Unwetter, Temperaturschwankungen und Extremregen mit sich bringt. Die Wolkenmaschine verwandelt das Wasser im Landschaftselement Teich im Gräsergarten der Akademie der Künste zu Wolken. Der rechteckige Teich ist Teil eines gepflegten historischen Gräser- und Staudengartens, der durch Glaswände abgeschottet ohne ihn umgebende (Stadt-)Landschaft im Obergeschoss liegt. Wie ein Hortus conclusus liegt er erhöht zum natürlichen Erdboden des Tiergartens.

Trotz Künstlichkeit existieren im Teich Mikroorganismen, Pilze, Pflanzen und Tiere. Was aber passiert mit ihnen, wenn Ihre Lebensgrundlage abgepumpt wird und zu Wolken transformiert wird? Hier wäre es für den Künstler interessant, eine Gewässer-ökologische Studie durchzuführen; vergleichbare wissenschaftliche Studien zu Tieren und mikroskopischen Lebensformen kennt Matysik, da er sie mit verschiedenen Instituten bereits durchgeführt hat. Die Wolke gibt nach ihrer Auflösung das enthaltene Wasser wieder an die Natur zurück. So schafft Reiner Maria Matysik, das Bewusstsein der Besucherinnen und Besucher für einen Vorgang zu sensibilisieren, der ohne weitere Worte vermittelt wird. Auch wenn der Künstler Energie einsetzt um diesen natürlichen Transformationsprozess von Wasser zu Wolke und zurück zu Wasser zu erzeugen, ist diese Energie nicht verschwendet, denn er ermöglicht eine Erfahrung, die ins Ungewisse geht.

Anke Hervol

 

In der Ausstellung:

Reiner Maria Matysik
Wolkenmaschine, 2021
Dampfautomat
170 × 75 × 57 cm
Courtesy of the artist

Reiner Maria Matysik
Wolken, 2021
Biokunststoff, Maße variabel
Courtesy of the artist

 

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