Sara Masüger

Der Ausstellungsbesuch an sich stellt an jede und jeden seine ganz eigenen Ansprüche und Reize: Kinder, Fachleute, Kunst- und Kulturinteressierte, Presse, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sowie Künstler und Künstlerinnen – das Publikum widmet sich in unterschiedlichster Konzentration musealen Sammlungs- und Ausstellungspräsentationen. Die spontanen Reaktionen in der Ausstellung auf das Konzept, die ausgestellten Werke, die Beleuchtung, die Ausstellungsarchitektur und die Mitbesucher und Mitbesucherinnen sind für das Ausstellungshaus weder messbar noch erfassbar. Die Schweizer Künstlerin Sara Masüger nimmt genau diese Zwischentöne, Emotionen, manchmal auch Platitüden, spontane Gefühlausbrüche oder professionelle Bewertungen auf und notiert sie in einem individuellen Text. In einem sehr aufwendigen Prozess schreibt sie den entstanden Text mit Ton auf eine Wand. Im Laufe der Zeit und mit zunehmender Trocknung zerbrechen die Buchstaben und bröckeln vom Träger. Es bleiben Abdrücke und Konturen an der Wand und zerbrochener Ton auf dem Boden. Diese reliefierte Wandarbeit verweist in ihrer Vergänglichkeit und Zerbrechlichkeit auch auf ihr skulpturales Schaffen, in dem abstrakte oder figurative Körper Wandlungsprozessen bis hin zum Zerfall ausgesetzt werden. 

Sara Masüger hat die für Ihre Arbeit in der Akademie der Künste die Ausstellung „Sound and Silence“ im Kunstmuseum Bonn, 27.05.2021 – 05.09.2021, besucht, die anlässlich des 250. Geburtstags von Ludwig van Beethoven realisiert wurde. Es geht um die Frage, wie die Kunst der Gegenwart Stille sichtbar und hörbar macht. Dabei berücksichtigt sie in besonderer Weise, dass Stille und Schweigen selbst immer nur in Beziehung zum Klang fassbar sind.

Anke Hervol

 

In der Ausstellung:

Sara Masüger
Kunstmuseum Bonn, 19. Juni 2021
Wandarbeit aus Ton
Courtesy of the artist

 

Weiterführende Informationen zur Künstlerin