Thomas Rentmeister

Monolithisch-erratisch stoppt die Objektmontage Taint des Bildhauers und Installationskünstlers Thomas Rentmeister den flanierenden Blick im Ausstellungsraum. In großer Zahl sind von Gebrauchspuren und Materialerosionen individualisierte Kühlschränke zu einer massiven Wand aufgestapelt. Eine Seite präsentiert ihre weißlichen Schaufronten mit ihren typischen Griffen, die Erwartungserinnerungen an ein geschmackvolles Innenleben in der heimischen Küche hervorrufen. Ihre Kehrseite, und für Rentmeister die eigentliche Vorderseite seines Werks, zeigt die im Alltag meist verborgenen Aggregate der Geräte, ihre schwarzen Kühlschlaufen und Pumpengehäuse, die ein irisierend-energetisches Summen bei einsetzender Funktion evozieren. Bauschaumreste deuten ehemalige Verkleidungen an, die martialisch abgerissen wurden und die schwarzen Mäander freilegen, in denen einst der Stoff FCKW zirkulierte, der für die erste Zündungsstufe des Klimawandels verantwortlich ist. Hier steht man einem monumentalen Schlachtenbild aus Industrieprodukten gegenüber, die sorgfältig mit öliger Hautcreme dick verspachtelt wurden, als könnte noch Heilung und Wiederherstellung eintreten. Rentmeisters Installation verschiebt das aseptische Weiß des organischen Sektors „Küche“ zur hilflosen Tünche westlicher mythologisierter Waren. Ihre bleckenden Oberflächen, von denen jede Spur von Produktions-, Benutzungs- und Entsorgungsvorgängen während ihrer Gebrauchsdauer sorgfältig entfernt wurde, wandeln sich in ihren Nachleben zu fleckigen, brüchigen, hoffnungslos vergilbten Resten. Rentmeister holt diese vergessen Gemachten zurück, provoziert ein Wiedersehen mit verloren Gehofftem und stellt brennende Fragen über ihre Zukunft. 

Ulrike Pennewitz

 

In der Ausstellung:

Thomas Rentmeister
Taint, 2021
Kühlschränke, Penatencreme, Bauschaum, Styropor, Acryldichtstoff
262 x 501 x 70 cm
Courtesy the artist + Galerie Tobias Nehring, Leipzig 

 

Weiterführende Informationen zum Künstler